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Liebe Friesackerinnen und Friesacker,

Gas wird zum Heizen und zur Stromerzeugung benötigt. Gibt es zu wenig Gas, wird es nicht nur kalt, sondern es könnte zu einem langandauernden Stromausfall (Blackout) kommen.

Weil Pumpen Strom brauchen, könnte das Abwasser-/Trinkwassernetz ausfallen. Ohne Strom fallen auch Funknetze und das Internet aus, sowie Computer und TV bleiben schwarz. Nur ein Bruchteil der kritischen Infrastruktur verfügt über Notstromaggregate; diese können meist nur Stromausfälle einiger Stunden überbrücken oder brauchen viel Diesel. Pumpen von Tankstellen sowie Raffinerien und das Gasnetz selbst brauchen aber auch Strom. Genauso wie nicht jede Ölheizung oder jedes Kraftwerk ohne Strom anspringen können. Strom ist das Lebenselixier unserer modernen Welt. Diese Abhängigkeit und die Kausalkette leuchten ein.

Ist die Energieversorgung einmal weiträumig zusammengebrochen, kann ein schrittweises Wiederanfahren unter diesen widrigen Umständen viele Tage dauern. Die Netze können wackelig bleiben und bis zur Stabilität könnte es Wochen dauern.

Die guten Nachrichten: Wir haben noch Zeit vorzusorgen, im ländlichen Raum haben wir mehr Möglichkeiten als in verdichteten Städten und es soll auch mal eine Zeit gegeben haben, die die Menschheit ohne Strom, Internet oder Autos irgendwie gut überlebt hat.

Vorsorgen kann und muss jeder selbst: Für 14 Tage Essen und Trinken, wichtige Medikamente und einen Verbandskasten, eine Taschenlampe, ein paar Kerzen, etwas Bargeld, und ein batteriebetriebenes Radio sollte jeder zuhause haben. Siehe Empfehlungen des BBK[1]. Bevorraten Sie auch Brauchwasser. Es versteht sich von selbst, dass Sie sich mit Ihren Nachbarn absprechen und zusammentun sowie auf schwächere Mitbürger achten und diese unterstützen. Betreiber von Pflegeeinrichtungen/-diensten müssen ebenso vorsorgen.

Ist der Fall eingetreten: Wer eine Feuerstelle hat, kocht für andere mit oder erlaubt mitkochen. Wer anpacken kann, schafft Wasser und Brennholz heran. Wer einen Kamin hat, lässt andere sich aufwärmen. Andere können wiederum auf die Kleinsten oder die Ältesten aufpassen. Wer wichtige Informationen hat, verbreitet sie. Kommt die Freiwilligkeit an ihre Grenzen, kann jede Person über 18 Jahre zur Hilfeleistung verpflichtet sowie angeordnet werden, Eigentum und Leistungen jedermann zur Verfügung zu stellen.[2] Mit der App Bridgefy[3] lässt sich auch ohne Internet über ein lokales Netz dezentral chatten, falls man noch Akku hat.

Ein Katastrophenfall wird uns alle, also auch die Helfer und deren Familien selbst, betreffen. Die meisten können anderen erst helfen, wenn man sich und seine Liebsten grundversorgt weiß. Bedenken Sie zudem, dass die Mehrheit der Helfer freiwillig und ehrenamtlich tätig ist.

𝐇𝐢𝐧𝐰𝐞𝐢𝐬𝐞 𝐟ü𝐫 𝐝𝐢𝐞 𝐒𝐭𝐚𝐝𝐭 𝐅𝐫𝐢𝐞𝐬𝐚𝐜𝐤, 𝐟𝐚𝐥𝐥𝐬 𝐝𝐞𝐫 𝐁𝐥𝐚𝐜𝐤𝐨𝐮𝐭 𝐞𝐢𝐧𝐠𝐞𝐭𝐫𝐞𝐭𝐞𝐧 𝐢𝐬𝐭:

𝟏. 𝐖𝐨 𝐞𝐫𝐡𝐚𝐥𝐭𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐈𝐧𝐟𝐨𝐫𝐦𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧𝐞𝐧?

■ Falls Kommunikationsnetze ausgefallen: Über ein geeignetes Medium, voraussichtlich Lautsprecherwagen, werden wichtige Informationen verbreitet sowie Ort und Zeit einer etwaigen Einwohnerversammlung bekanntgegeben.

■ Amtliche Aushänge und Informationen: Schaukasten vor dem Rathaus.

■ Private Aushänge (Gesuche, Angebote, Fragen): Friesacker Fenster, Berliner Str. 22.

𝟐. 𝐖𝐨 𝐞𝐫𝐡𝐚𝐥𝐭𝐞 𝐢𝐜𝐡 (𝐓𝐫𝐢𝐧𝐤-)𝐖𝐚𝐬𝐬𝐞𝐫?

■ Falls längerer Ausfall der zentralen Trinkwasserversorgung: Ausreichend verfügbare Helfer vorausgesetzt, kann die Freiwillige Feuerwehr Lösch- und Notwasserbrunnen für Brauch- und Trinkwasser aktivieren. Dort kann man sich Wasser zapfen bzw. abholen. Die Standorte werden bei Verfügbarkeit über ein geeignetes Medium bekanntgegeben.

■ Begrenzte Trinkwasserqualität, daher ist ggf. weitere Filterung oder Abkochen nötig.

■ Sammeln Sie auch Regen als Brauchwasser.

■ Von einer eigenständigen Wasserentnahme aus Gewässern oder (sich) dort zu waschen, ist aus gesundheitlichen und hygienischen Gründen dringend abzuraten.

𝟑. 𝐖𝐨 𝐤𝐚𝐧𝐧 𝐢𝐜𝐡 𝐦𝐢𝐜𝐡 𝐚𝐮𝐟𝐰ä𝐫𝐦𝐞𝐧?

■ Falls auch Gasnetz ausgefallen: Bei Nachbarn oder Verwandten, welche eine Ölheizung oder einen Kamin haben. Da das Stromnetz dafür nicht ausgelegt ist und es in kürzester Zeit erst recht zum Blackout kommt, elektrische Heizlüfter nur sehr sparsam verwenden.

■ Öffentliche Wärmehallen werden in Friesack voraussichtlich nicht möglich sein, da es kein geeignetes Gebäude mit einer autarken Heizung gibt. Wir haben dafür auch keine mobilen Aggregate. Heimbetreiber sind zunächst selbst verantwortlich eigene Technik vorzuhalten.

■ Von offenem Feuer oder Teelichtheizungen in geschlossenen Räumen ist aufgrund von Brand-/Erstickungsgefahr sowie Selbstentzündung der Gase dringend abzuraten. Dann ist eine Feuerschale oder -tonne im Freien, in der Not vielleicht mit Bruch-/Leseholz[4] betrieben, an der sich mehrere aufwärmen können, die bessere Wahl.

𝟒. 𝐖𝐨𝐡𝐢𝐧 𝐰𝐞𝐧𝐝𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐦𝐢𝐜𝐡 𝐛𝐞𝐢 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐦 𝐦𝐞𝐝𝐢𝐳𝐢𝐧𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐍𝐨𝐭𝐟𝐚𝐥𝐥?

■ Falls Ausfall der 116 117 (ärztlicher Notdienst) oder 112 (Rettungsdienst) aufgrund Ausfall Kommunikationsnetze oder bei Unerreichbarkeit: Versuchen Sie einen Eigentransport in die nächstgelegene Klinik nach Nauen, Rathenow, Neuruppin oder Kyritz.

■ Seien Sie darauf gefasst, dass es im Katastrophenfall und bei Überlastung des Gesundheitssektors leider zur Triage kommen kann. Rechnen Sie mit viel Wartezeit.

■ Bei Herzstillstand: Ein für Laien bedienbarer automatischer Defibrillator zur Akutversorgung befindet sich im Vorraum der Sparkasse neben dem Rathaus.

𝟓. 𝐖𝐞𝐫𝐝𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐰𝐞𝐢𝐭𝐞𝐫𝐡𝐢𝐧 𝐝𝐮𝐫𝐜𝐡 𝐝𝐞𝐧 𝐚𝐦𝐛𝐮𝐥𝐚𝐧𝐭𝐞𝐧 𝐏𝐟𝐥𝐞𝐠𝐞𝐝𝐢𝐞𝐧𝐬𝐭 𝐯𝐞𝐫𝐬𝐨𝐫𝐠𝐭?

■ Die Pflegedienste ergreifen alle erdenklichen Maßnahmen, um das zu gewährleisten und vorzusorgen. Sollte es zu einem Mangel an Pflegefachkräften kommen oder würden Autos keine Energie mehr haben, kann es zu Engpässen kommen.

■ Im Katastrophenfall ist es notwendig, dass Nachbarn aufeinander achtgeben und helfen.

𝟔. 𝐁𝐥𝐞𝐢𝐛𝐞𝐧 𝐝𝐢𝐞 𝐒𝐮𝐩𝐞𝐫- 𝐮𝐧𝐝 𝐆𝐞𝐭𝐫ä𝐧𝐤𝐞𝐦ä𝐫𝐤𝐭𝐞, 𝐁ä𝐜𝐤𝐞𝐫 𝐮𝐧𝐝 𝐝𝐢𝐞 𝐓𝐚𝐧𝐤𝐬𝐭𝐞𝐥𝐥𝐞 𝐠𝐞ö𝐟𝐟𝐧𝐞𝐭?

■ Bei einem kurzzeitigen Stromausfall: Vermutlich nicht, da Kassensysteme Strom benötigen und die Betreiber bisher keinen Notstrom haben. Ob mit Papier und Stift gearbeitet sowie Bargeld akzeptiert werden kann, kann der jeweilige Betreiber entscheiden und vorbereiten.

■ Bei einem langandauernden Stromausfall (mehr als 48 Stunden)[5]: Im Interesse der Allgemeinheit ergreifen Behörden Maßnahmen, um die Versorgung der Bevölkerung zu verbessern. Diese Maßnahmen reichen bis hin zur Anordnung Sachen zu verteilen.[6]

𝟕. 𝐖𝐢𝐞 𝐞𝐧𝐭𝐬𝐨𝐫𝐠𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐒𝐜𝐡𝐦𝐮𝐭𝐳𝐰𝐚𝐬𝐬𝐞𝐫, 𝐢𝐧𝐬𝐛𝐞𝐬𝐨𝐧𝐝𝐞𝐫𝐞 𝐅ä𝐤𝐚𝐥𝐢𝐞𝐧?

■ Bei einem kurzzeitigen Ausfall des Stroms und der zentralen Trinkwasserversorgung: Mit ausreichend Brauchwasser herunterspülen, damit die Kanalisation nicht verstopft.

■ Bei einem langandauernden Stromausfall: Fäkalien trocken sammeln und im Restmüll entsorgen oder vergraben. Aufgrund von Höhenunterschieden sind wir auf Hebestationen angewiesen; doch diese benötigen Strom. Es droht sonst Überflutung.

𝟖. 𝐖𝐢𝐞 𝐥𝐚𝐠𝐞𝐫𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐌ü𝐥𝐥 𝐳𝐰𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧, 𝐰𝐞𝐧𝐧 𝐝𝐢𝐞 𝐌ü𝐥𝐥𝐚𝐛𝐟𝐮𝐡𝐫 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐤𝐨𝐦𝐦𝐭?

■ In Mülltonnen oder fest verschnürt in Säcken, um kein Ungeziefer anzuziehen.

Diese Einwohnerinformation wird bei Bedarf erweitert und es wird fortlaufend informiert.

Bleiben Sie stark, gesund und vernünftig.

Herzliche Grüße,

Ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Friesack

Christoph Köpernick, M.Sc.

Fußnoten:

[1] Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: https://www.bbk.bund.de

[2] § 13 Hilfeleistungspflichten, Brandenburgisches Brand- und Katastrophenschutzgesetz (BbgBKG).

[3] Jetzt auf Android und iPhone installieren: https://bridgefy.me Je mehr mitmachen, desto stabiler.

[4] Sofern der jeweilige Waldbesitzer die Entnahme gestattet, § 17 I 2 2. Waldschutzgesetz (LWaldG).

[5] Amt Friesack, 2021, Risikobewertung: langandauernder Stromausfall.

[6] § 13 III BbgBKG.

Hinweis: Die Einwohnerinformation wird schrittweise über weitere Medien bekanntgemacht.

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Bis heute hat der Landkreis Havelland keine Handlungsempfehlungen bekanntgemacht.

Vgl. MAZ 16.10.2022: „„Alle sind happy mit dem Schreiben“, erklärt Christoph Köpernick. Die Formulierung „happy“ greift die Kreisverwaltung nicht auf, aber Michael Koch, Beigeordneter und Dezernent für Ordnung und Sicherheit in der Kreisverwaltung, kennt das Schreiben und erklärt: „Der Inhalt des Schreibens ist aus Sicht des Katastrophenschutzes des Landkreises Havelland durchaus fachlich richtig. Es wird auf die wesentlichen Bevorratungs- und Hilfeleistungselemente eingegangen, die Bürgerinnen und Bürger selbst vornehmen können.“ Über diese Elemente hat sich der Bürgermeister von Friesack im Vorfeld mit den Mitarbeitern des Katastrophenschutzes ausgetauscht, erklärt Koch. Für die Formulierung des Textes ist der Landkreis aber nicht verantwortlich. „Auch eine Weiterverteilung des Schreibens ist bisher nicht erfolgt.“ Vielmehr erarbeitet der Landkreis Havelland derzeit eigene Handlungsempfehlungen für den Fall eines Gas- und Stromausfalls, erklärt der Dezernent. „Dazu laufen aktuell aber noch Gespräche auf Landesebene und innerhalb der Kreisverwaltung, um die Pläne zu optimieren. Die Handlungsempfehlungen des Landkreises werden anschließend über die Medien und die Homepage den Bürgerinnen und Bürgern bekanntgemacht.“

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