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Das Thema ist aus dieser Diskussion entstanden: https://www.facebook.com/koepernick.friesack/posts/722364381491585

In der Diskussion wurden mehrere Herausforderungen offenkundig, welche jedoch in Kombination gleichzeitig eine große Chance für alle Beteiligen darstellen können. Vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit für Existenzgründer bzw. ein Startup? Mehr dazu unten.

Zunächst eine wichtige Feststellung: Die Nachfrage (pflegebedürftige Senioren) ist vorhanden und es ist Wachstum zu erwarten. Aufgrund verbesserter medizinischer Versorgung und erleichterten Arbeitsbedingungen steigt die Lebenserwartung auch im Havelland kontinuierlich. Weiterhin wird erwartet, dass die Bevölkerung 65 Jahre und älter im Amtsbereich Friesack bis zum Jahr 2030 um 36,6 % wachsen wird (Quelle: https://lbv.brandenburg.de/4851.htm). Aufgrund des Fachkräftemangels sind steigende Gehälter im Pflegeberuf zu erwarten bzw. werden bereits durchgesetzt. Die Lebenshaltungskosten können im ländlichen Bereich deutlich unter denen einer Großstadt liegen – bei gleichzeitig höherer Lebensqualität durch Natur, Ruhe und freundschaftlicher Gemeinschaft.

Herausforderungen:

(1) Mangel auf der Angebotsseite: Es fehlen in Friesack Menschen im arbeitsfähigen Alter, auch Ungelernte, sowie Pflege-Fachkräfte, um die wachsende Nachfrage ohne aufwändige Planung einfacher erfüllen zu können. Jobangebote gibt es viele: https://die-gemeinschaftswerke.de/m…/stellenausschreibungen/

(2) Mangel an Wohnraum für Arbeitskräfte: Wenn sich Menschen für den Pflege-Beruf in Friesack begeistern, ist es nicht immer leicht, den passenden Wohnraum zu finden. Es gibt kaum freie Wohnungen.

(3) Altersarmut und soziale Abgeschiedenheit auf Nachfragerseite: Mit der Zeit sind Familie und Mitbewohner einiger Senioren weggezogen oder verstorben. Einige Senioren wohnen zu zweit oder allein in großzügigen Wohnungen oder Einfamilienhäusern mit weitläufigen Grundstücken. Oft reichen Rente oder Erspartes nicht und es muss zusätzliche Sozialhilfe beantragt werden. Für einen Umzug in eine kleine Wohnung oder ein Heim ist es viel zu früh und auch bei diesem Wunsch würden passende Angebote fehlen. Mit dem Alter ist die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt und man kann nicht mal einfach spontan zu einer Vereinsveranstaltung hüpfen, sondern freut sich über häusliche Besuche, soziale Kontakte und Hilfe im Haushalt.

An dieser Stelle ergibt sich die Chance die drei Herausforderungen zu einer gemeinsamen Lösung zusammenzuführen, von der alle Akteure profitieren.

Lösungsansatz:

Senioren bieten ungenutzten Wohnraum zur Vermietung an neue Mitarbeiter an. Je nach individuellem Fall ergeben sich hier vielfältige Möglichkeiten: von der übergangsweisen Untervermietung eines Gästezimmers bis hin zur dauerhaften Vermietung einer Einliegerwohnung. Dieses generationenübergreifende Wohnen bietet Vorteile für beide Seiten: Zusätzliches Einkommen und Hilfe im Haushalt für Vermieter, sowie schnell verfügbarer Wohnraum und neue Freundschaften für Zugezogene. Vielleicht sind Alleinerziehende auch eine Zielgruppe, sofern eine zeitweise Kinderbetreuung Sinn macht? Ich habe bspw. meiner älteren Nachbarin zu verdanken, dass ich vor über zwei Jahren erste Kontakte in Friesack knüpfen konnte – ohne sie wäre vielleicht nie das Bündnis für Friesack (BFF) entstanden. Danke Helga!

Nun ergeben sich im Einzelfall vielfältige Möglichkeiten, aber auch gegenseitige Wünsche beim generationenübergreifenden Wohnen. Zudem sind klare Vereinbarungen, Vertrauen und Sicherheit wichtig. Ich vermute, dass sich nur wenige Senioren aus eigener Kraft damit beschäftigen wollen, sondern lieber auf einen neutralen Dritten – einen Mittler – vertrauen wollen. Damit Angebot und Nachfrage hier zusammenfinden, sowie alle Parteien auch während der Mietdauer einen Ansprechpartner haben. Auch könnte es Sinn machen, wenn sich beide Parteien vorher beschnuppern können und bei vertraglichen Fragestellungen geholfen wird.

Vielleicht ist das eine Gelegenheit für den Gemeinschaftswerk Soziale Dienste Nauen e.V., die Wohnungsgesellschaft Friesack mbH oder einen regionalen Existenzgründer – erste Anlaufstellen zum Thema Gründung haben wir hier gesammelt: https://www.friesack.net/i/

Wir in der Politik können das Thema im ersten Schritt nur anschieben und vertrauen auf die Kräfte der Marktwirtschaft. Für weitere staatliche Eingriffe ist es m.E. noch zu früh. Was wir in der Politik aber bereits tun können: Die Außendarstellung von Friesack verbessern und unsere Stadt insgesamt attraktiver machen. Wenn alle zusammenarbeiten, dann klappt das auch!

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Zu der Idee, das generationenübergreifende Wohnen in Bestandsimmobilien von Senioren zu testen, habe ich heute in größerer Runde mit MitarbeiterInnen der Sozialstation diskutiert. Dabei haben wir neue Erkenntnisse gesammelt: Man müsse die Vorteile den älteren Menschen gut erklären und einen neutralen Partner zur Seite stellen, der je nach individuellen Gegebenheiten die beste Lösung mit beiden Parteien findet. Das Wohnen mit Fremden kann für Menschen, die noch nie oder seit Jahrzehnten ihr Eigenheim nicht geteilt haben, eine große Umstellung bedeuten. Man hat sich ja bewusst für ein solches Wohnkonzept und gegen Wohngemeinschaften entschieden. Doch vielleicht kann diese Wohnform erlauben, dass ältere Menschen noch länger in den eigenen vier Wänden bleiben können, bevor sie in ein betreutes Wohnen oder eine Pflegeeinrichtung ziehen müssen? Falls bauliche Änderungen (Sichtwort: Einliegerwohnung) notwendig sind, so müssen die Fördermöglichkeiten bspw. der KfW aufgezeigt und genutzt werden. Wir haben vereinbar, dass alle die Ohren aufsperren und die Idee weitertragen – vielleicht ergeben sich erste Interessenten für ein Pilotprojekt. Es gibt m.E. jedoch immer noch die Gelegenheit und Notwendigkeit für einen neutralen Mittler.

Beim Workshop am 02.05.2019 gab es dazu weitere Ergebnisse: https://www.ihvl.de/02-05-2019-workshop-ausstellung-gut-aelter-werden-im-vertrauten-wohnumfeld/

„Nächster Schritt zur Umsetzung: Herr Otto von FAPIQ bietet an, dass wir einen Folgetermin veranstalten, um bei der Lösungsidee von Erfolgsbeispielen zu lernen, den Austausch weiterer Akteure vorantreiben und ein Pilotprojekt entwerfen.“

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