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Hintergrund: https://www.facebook.com/koepernick.friesack/posts/725122557882434

Aus der Diskussion ist folgende Idee entstanden:

Jeden Mittwoch findet auf dem Marktplatz von 08:00 bis 12:00 der Wochenmarkt statt. Dort gibt es u.a. Bäcker, Fleischer und Trödel. Aber der Markt ist klein und wird wenig genutzt. Sind die Supermärkte daran schuld? M.E. nicht unbedingt: Das Konsumentenverhalten hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert und Viele kaufen einfach lieber Mo-Sa von 07:00 – 20:00 beim Discounter. Doch: Gesellschaftliche Trends zeigen wieder hin zu mehr Bio, Nachhaltigkeit und regionalen Erzeugnissen. Wir leben bewusst in ländlicher Umgebung. Wieso gibt es dann wenig Möglichkeiten Kartoffeln, Eier oder Fleisch direkt vom regionalen Erzeuger zu kaufen? Natürlich ist das dann teurer, aber immer mehr Menschen wollen industrieller Lebensmittelproduktion und Massentierhaltung wieder den Rücken kehren, und entwickeln ein neues Gesundheits- und Umweltbewusstsein.

Auf der anderen Seite haben in Friesack und Umgebung so viele einen eigenen Garten. Wer sich kennt, tauscht schon fleißig bspw. Kartoffeln gegen Pfirsiche. Aber viele wissen, je nach Saison, einfach nicht wohin mit ihren Erzeugnissen. Können wir auf dem Markt dafür einen Ort schaffen, um Angebot und Nachfrage zusammenzubekommen?

Lösungsvorschlag:

Regionale private Erzeuger bieten ihre Lebensmittel und Erzeugnisse auf dem Wochenmarkt feil.

Damit das funktioniert: Mehr Aufklärung was die Erlaubnisse angeht. Braucht man einen Gewerbeschein, auch wenn man privat zum Selbstkostenpreis verkauft? Gibt es eine Standgebühr? Können wir den Wochenmarkt von Mittwoch auf Samstag verlegen, damit auch Berufstätige dort einkaufen bzw. verkaufen können? Um das zu klären, habe ich mit dem Gewerbeamt Friesack Kontakt aufgenommen und werde die Ergebnisse berichten. Gewerbliche Anbieter sind ebenso willkommen und sollten, nach meinem Kenntnisstand, Auskunft über das Gewerbeamt Friesack erhalten können.

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Das Amt Friesack hat sich umfassend mit dem Thema „Wochenmarkt“ beschäftigt und eine qualifizierte Rückmeldung gesendet.
Zunächst der Text meiner Anfrage vom 30.03.2019:
„nach meiner Kenntnis findet jeden Mittwoch zwischen 08:00 und 12:00 auf dem Marktplatz „Am Markt, 14662 Friesack“ vor dem Rathaus ein Wochenmarkt statt. Dazu habe ich folgende Fragen:
1. Wer ist Betreiber des Wochenmarktes?
2. Gibt es eine Martksatzung?
3. Können Sie mir bitte alle amtlichen Satzungen dazu nennen bzw. zur Verfügung stellen?
4. Gibt es eine Gebührenordnung? Was kostet ein Stand?
5. An welcher Stelle, bei wem, ist ein Stand anzumelden?
6. Können Anbieter, ohne Reisegewerbekarte, auch ohne Anmeldung spontan beim Wochenmarkt anbieten?
7. Dürfen nicht-gewerbliche Erzeuger ohne Gewinnerzielungsabsicht zum Selbstkostenpreis ohne Gewerbeanmeldung, ohne „Rote Karte“ (Lebensmittelpersonalhygiene) und ohne Steuerpflicht bspw. folgendes auf dem Wochenmarkt feil bieten: (a) Obst und Gemüse aus eigenem Garten; (b) Hühnereier aus privater Hühnerhaltung; (c) selbstgebackenen Kuchen; (d) Strickwaren aus eigener Herstellung; (e) Handwerkskunst aus eigener Herstellung.
8. Extremfall: Darf ich spontan am kommenden Mittwoch um 08:00 auf dem Marktplatz einen Tapeziertisch aufstellen, meinen Gaskocher mitbringen, im Wok ein asiatisches Reisgericht mit Fisch zubereiten und dieses zum Selbstkostenpreis von 1,50 € verkaufen und dazu einen Schnaps reichen; ohne jegliche Anmeldung, Nachweise oder Verpflichtungen?
9. An welcher Stelle ist eine Änderung der Marktzeiten auf Samstags 08:00 – 12:00 zu beantragen?
Hintergrund meiner Anfrage ist die Förderung des lokalen Handels und die Belebung des Marktes.“
Und hier die Antwort inkl. der aktuellen Marksatzung:
https://drive.google.com/file/d/1JbvI_Vc3M8gu04wfNSy9Hxd4uACSovCT/view?fbclid=IwAR2gGPZKWlu4qe4ZldGDVhhxwEFmMfN0vkaCJSlnfhIoNWvOAaPVpCJmQJ4

Ich habe in den letzten Tagen mit verschiedenen Bürgerinnen und Bürgern aus Friesack zum Thema „Wochenmarkt“ gesprochen. Für einige Senioren sei der Wochenmarkt ein Treffpunkt sowie ein Grund das Haus zu verlassen – doch man kaufe eher wenig, ärgere sich über das geringe Angebot und die vergleichsweise hohen Preise. Als Beispiel wurden Brötchen vom reisenden Bäcker genannt: diese seien zwar größer als typische Schrippen, aber preislich nicht verhältnismäßig. Auch gebe es keine Meeresfrüchte mehr. Die wichtigsten Motive seien jedoch eher Gucken, Staunen und Plaudern. Die Absicht etwas zu kaufen ist nur gering ausgeprägt. Die Berufstätigen bemängeln, dass der Wochenmarkt am Mittwochvormittag für jene zeitlich nicht erreichbar sei – daher sei das Angebot auch schwer zu bewerten und eine Aussage zur Nützlichkeit kaum möglich. Vermissen tue man kaum etwas. Ich konnte ein paar Menschen treffen, welche sich noch an die Prä-Supermarkt-Ära erinnern konnten und das lebendige Marktplatztreiben vor Augen hatten. Diese habe ich mit einem Gedankenexperiment schockiert: „Ab nächster Woche schließt der Wochenmarkt für immer!“ Die Rückmeldungen waren erstaunlich nüchtern. Eine Aussage fasst es m.E. gut zusammen: „Mir würde nichts fehlen, lohnt sich eh nicht, im Supermarkt bekomme ich auch alles, aber vielleicht ärgert das den ein oder anderen“.
Beim Wochenmarkt handelt es sich derzeit um ein kleines Verlustgeschäft für unsere Gemeinschaft. Die Neben- und Verwaltungskosten bei der Stadt überstiegen im vergangenen Jahr die Einnahmen durch u.a. Standgebühren um 200 €. Nach meiner Kenntnis sinkt die Anzahl der Händler, weil die Nachfrage sinkt. Nachfrager haben in Friesack ausreichend Substitute durch die Supermärkte und die Konsumgewohnheiten haben sich verändert. Die Verlegung des Wochenmarktes auf den Samstag würde eine neue Marktsatzung erfordern. Dies würde einen hohen politischen und bürokratischen Aufwand erfordern, welcher zudem vermutlich an der geringen Anzahl williger Händler scheitern würde – die Anforderungen an einen Wochenmarkt wären schwer zu erfüllen, sowie der Nutzen gering.
Auf der anderen Seite wächst das Bewusstsein für regionale und nachhaltige Produkte, auch aus ökologischem Anbau. Einige Bürger fragen sich wieso man nur in Plastik verschweißte überregionale Importware beim Aldi kaufen kann, wenn wenige Meter entfernt Mais, Kartoffeln oder Salat angebaut, oder Rinder gezüchtet, werden.
Die Konsumgewohnheiten drehen sich hier wieder und die Anbieter auf dem Wochenmarkt nutzen die Gelegenheit m.E. zu wenig. Vielleicht entsteht hier eine unternehmerische Gelegenheit für einen lokalen Biomarkt? Ein erstes Anzeichen ist der neue Hofladen auf dem Gelände der LEB e.V. – mit noch ungewissen Öffnungszeiten und Angebot. Eine gute Nachricht gibt es noch: Aus der Antwort vom Amt lese ich heraus, dass Obst und Gemüse von privaten Anbietern aus Eigenproduktion relativ einfach auf dem bestehenden Wochenmarkt feilgeboten werden könnte. Dafür wird trotzdem eine kleine Standgebühr fällig und man sollte sich mit dem Gewerbeamt absprechen, um eine gewerbliche Behandlung zu umgehen.
Wer unabhängig vom Wochenmarkt Lebensmittel tauschen möchte, findet vielleicht mit diesen digitalen Plattformen spannende Möglichkeiten: https://mundraub.org/ , https://www.ripenear.me/ und https://foodsharing.de/
Ein weiterer Gedankengang war: Den Wochenmarkt als Testfeld für innovative Konzepte nutzen, welche sonst unter dem Stichwort „Pop-Up Shops“, „Foodtrucks“ oder aus der „Markthalle Neun in Berlin“ bekannt sind. Die Besucherfrequenz ist dafür jedoch zu gering und auch in Friesack können wir die üblichen Regeln (Gewerbeordnung, Gaststättengesetz etc.) nicht spontan außer Kraft setzen. Solche Experimente sind vermutlich im privaten Rahmen oder auf eigenes Risiko effizienter.
Meine politische Meinung zum Wochenmarkt: Ich sehe derzeit keinen weiteren Handlungsbedarf. Nachfrage und Angebot haben sich auf dem Wochenmarkt arrangiert, die Grundversorgung ist nicht in Gefahr und die Kosten des aktuellen Wochenmarktes für die Gemeinschaft sind überschaubar. Ich gehe davon aus, dass der Wochenmarkt in wenigen Jahren auslaufen wird und sich parallel neue Geschäfte in der Stadt Friesack etablieren werden, welche die Nachfrage besser treffen werden. Wenn interessierte Händler mit innovativen Konzepten den Wochenmarkt wiederbeleben möchten, so habe ich gerne ein offenes Ohr und unterstütze wo ich kann. Bis dahin haben wir ausreichend Substitute und Wachstumsmöglichkeiten durch dezentrale Tausch-Plattformen wie bspw. Foodsharing. Für einen Biomarkt ergibt sich evtl. eine Gewerbefläche von der Wohnungsgesellschaft Friesack mbH in der Berliner Str. 22A, 14662 Friesack – diese steht derzeit leer und zur Vermietung.

>Dagmar Möller: Auch ich habe gelegentlich Obst, Gemüse und auch Eier übrig. Oft ist es so, dass meine Nachbarn gerade selber diese Dinge ernten und so der Überbestand keine Verwendung findet. Ich bin dabei, deine Idee zu verfolgen. Ich werde mich mal mit dem Thema „Eierstempel“ auseinandersetzen. Die Herkunftsgarantie ist meines Wissens nach eine wichtige Voraussetzung für den Vertrieb von Produkten. Vielleicht kannst du ja eine Telegrammgruppe „Friesacker Wochenmarkt“ initiieren. So können alle an diesem Thema Interessierten darüber kommunizieren. Ich habe an anderer Stelle diesbezüglich gute Erfahrungen gemacht.

Öffentliche Telegram-Gruppe erstellt. Link: https://t.me/joinchat/Huinq0hmJkxOno1JgPH5RQ

Frage aus der Telegram-Gruppe: „Ich habe jetzt verstanden, dass Unverarbeites aus dem Garten auf dem Wochenmarkt verkauft werden darf. Zählen getrocknete Kräuter (Kräuterteemischungen), getrocknete Früchte (Apfelringe), Gemüsechips auch dazu oder zählen die schon wieder unter Verarbeitetes?“

Meine Antwort:
Rechtsgrundlage scheint an dieser Stelle https://www.gesetze-im-internet.de/gewo/__55a.html zu sein und das Antwortschreiben vom Amt bezieht sich auf § 55a (1) 2.

Ob es sich bei getrockneten Kräutern bereits um einen Veredelungsschritt kann ich nicht einschätzen und würde dies im Zweifel bejahen.
Bei im Backofen getrockneten oder frittierten Gemüsechips auf jeden Fall.

Ich würde stattdessen mit § 55a (1) 3. argumentieren und auch ohne Reisegewerbekarte veredelte Produkte (aber keine zubereiteten Speisen, anderer Fall!) anbieten. Wir haben hier unseren Wohnsitz und in der Gemeinde (m.E. gesamtes Amt Friesack gemeint) leben weniger als 10.000 Einwohner (ca. 6.000).

Empfehlung: Einfach mal einen Stand anmelden, das bei der Anmeldung mit angeben und im Zweifel die Diskussion suchen. Oder vorab beim Gewerbeamt per E-Mail nachfragen und die Antwort hier teilen.

Ergebnis vom Workshop: https://www.ihvl.de/02-05-2019-workshop-ausstellung-gut-aelter-werden-im-vertrauten-wohnumfeld/ „Emergente Konsumentenbedürfnisse, ohne direkten Wettbewerb mit Discountern, durch neuartige Angebote befriedigen: Fahrende Händler und Lieferdienste mit Produkten aus der Region, sowie betreutes Online-Shopping.“

ToniP (anonym) commented

Automaten führen zu mehr Müll. Find ich nicht gut.
Dem Markt selber fehlen aus meiner Sicht abschließbare Stromsäulen für eine fluktuative Nutzung, Verschattungen und Regenschutz, eine ebene Fläche für Kinderwagen und Rollatoren, öffentliche Toiletten oder Toilettenstruktur, markantes Erscheinungsbild / Alleinstellungsmerkmal.
Aber vielleicht irre ich mich ja auch.

>Automaten führen zu mehr Müll.
Wieso? Die Lebensmittel müssen so oder so aus hygienischen Gründen eingepackt werden.

>öffentliche Toiletten oder Toilettenstruktur
Der Vorteil vom Wochenmarkt an einem Mittwoch ist, dass die öffentlichen Toiletten im Rathaus benutzt werden können.

Seit Wochen wird viel über den „neuen Hofladen der LEB“ gesprochen… https://www.facebook.com/koepernick.friesack/posts/780474175680605

Am 11.09.2019 gibt es parallel zum Wochenmarkt eine kleine Veranstaltung auf dem Marktplatz: https://friesack.mit.vision/f/buergergespraech-innovationsbuendnis-havelland-und-landkreis-im-september-2019/

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